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Einweihung des Neuen Rathauses 1999 

Geleitwort des ehemaligen Oberstadtdirektors Dr. h.c. Martin Biermann


Der Charakter des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes lässt einen Umbau zum Verwaltungsgebäude wahrscheinlich nicht zu. Die Räume sind als Schlafsäle mit einer Höhe von mehr als vier Metern gebaut. Es gibt nur einen Flur." So war es am 22. August 1991 in der Celleschen Zeitung zu lesen, als man sich in Celle auf einen Teilabzug der britischen Streitkräfte einzustellen hatte, und erste Ideen zur Nachnutzung des monumentalen Kasernengebäudes an der 77er Straße formuliert wurden.

Heute (1999), fast acht Jahre danach, sitzen etwa 320 städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in eben diesem Gebäude an neu gestalteten Arbeitsplätzen und dürfen die Celler Bevölkerung zu einer großen Einweihungsfeier einladen. Allen anfänglichen Zweifeln zum Trotz wurde in einer gigantischen Konversionsmaßnahme aus einem der größten Kasernengebäude Europas ein modernes Dienstleistungszentrum für unsere Stadt. Es versteht sich, dass dazu nicht nur eine Menge Geld, sondern auch eine planerische, architektonische und handwerkliche Meisterleistung notwendig war. Dankenswerterweise gab es auf diesem Weg stets die fraktionsübergreifende Unterstützung durch die Ratsgremien.

Bereits 1996 war das benachbarte Gebäude 21 zum modernen Jugend- und Sozialamt ausgebaut worden. Weitere kleinere Gebäude wie die ehemalige Exerzierhalle oder das Torhaus stehen kurz vor der Fertigstellung und werden für interessante Nachnutzungen vorbereitet. Ein Stadtpark mit Wohnbebauung entsteht, neue Straßen werden gebaut.

Dieses alles auf einem Gelände, das in der Fläche etwa dem gesamten Altstadtkern entspricht. Mithin also ein bedeutsames Stück Stadtentwicklung, das Celles Gesicht verändern wird.
Unübersehbarer Mittelpunkt der Anlage ist jedoch das imposante Neue Rathaus mit seiner Frontlänge von über 180 Metern. Über die Geschichte des traditionsreichen Gebäudes und seine technische wie bauliche Umgestaltung gibt diese Broschüre detailliert Auskunft.

Was der Umbau für die Celler Bürger und unsere Verwaltung zukünftig bedeutet, ist unschwer abzusehen. Die Ämter und Abteilungen waren über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Wachsende Aufgaben und Dienststellen, veränderte Zuständigkeiten und Reformüberlegungen zwangen uns zu ständigen Ortswechseln. Zeitlich, räumlich und technisch mussten immer wieder Kompromisse geschlossen werden.

Für die Menschen vor und hinter den Schreibtischen haben die verwirrenden Rochaden jetzt ein Ende. Die Wege werden kürzer, die Kontakte intensiver. Beide Seiten sparen Zeit und da­ mit bekanntlich auch Geld. Trotz der Größe des Neuen Rathauses ist nun alles transparenter und übersichtlicher, von der guten Erreichbarkeit einmal ganz zu schweigen.

Als sich Ende des Jahres 1991 ein Gremium aus Rat, Verwaltung und Fachleuten im Grundsatz auf die Nutzung der Heidekaserne als Verwaltungszentrum verständigt hatte, gab es noch viele Zweifel. Zu rasant hatten sich die weltpolitischen Verhältnisse gewandelt. Was damals als eine der größten städtebaulichen Herausforderungen der Nachkriegszeit vor uns auftauchte, darf heute als Glücksfall für Celle betrachtet werden. Da das Glück jedoch nur den Tüchtigen zur Seite steht - und derer gab es bei diesem Projekt viele - dürfen wir auch das hier gemeinsam Geleistete stolz sein.

Als man das Gelände seinerzeit erstmals in Augenschein nahm, war es nicht gestattet, die Gebäude zu betreten. Die Delegation aus Rat und Verwaltung durfte den gecharterten Reisebus nicht verlassen, Ansprechpartner standen kaum zur Verfügung. Mauern mit Stacheldraht und Wacht­ posten beherrschten das Bild. Militärischer Sicherheitsbereich.

Wie durchgreifend verändert stellt sich die Szenerie doch heute dar: Eine für jedermann zugängliche Parklandschaft mit Teich, großzügig bemessener Parkraum, ein Verwaltungsgebäude mit freundlichem Interieur und kontaktfreudigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie können ihre Kunden in moderne und helle Räume bitten, um ihnen den Behördengang so angenehm wie möglich zu machen. Wer zukünftig mit Linien­ oder Shuttle-Bus das Gelände anfährt, darf gern aussteigen."