Richard-Katzenstein-Straße
Auf dem Foto sind zwei der markanteren Gebäude Celles zu sehen. Zunächst im Vordergrund das heutige Bomann-Museum und im Hintergrund, teils von Bäumen verdeckt das Oberlandesgericht Celle. Aufgenommen wurde das Foto an der Straßenecke Stechbahn/ Schlossplatz. Die Einmündung zur Stechbahn ist deutlich erkennbar.
Der Stromkasten befindet sich auf der Richard-Katzenstein-Straße neben dem erwähnten Oberlandesgericht. Dr. Richard Katzenstein war Richter und ab 1929 Senatspräsidenten am Oberlandesgericht Celle. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft wurde er als Jude 1934 zwangsweise in den Ruhestand versetzt.
Als Sohn des hannoverschen Kaufmannes Sigmund Katzenstein wurde er 1878 geboren. In Freiburg, Halle und Berlin studierte er bis 1900 Rechtswissenschaft. Bereits während seines Referendariats in Peine war er antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt, die ihn in seiner beruflichen Laufbahn stark behinderten. Trotz dieser Schwierigkeiten promovierte er 1901, legte seine große juristische Staatsprüfung 1904 ab und wurde 1905 zum Gerichtsassessor ernannt.
Es folgte eine Vielzahl an Anstellungen und Vertretungen u.a. an den Amtsgerichten Celle, Hildesheim, Lüneburg und Geestemünde sowie den Landgerichten Lüneburg und Hannover. Trotz guter fachlicher Beurteilungen blieben seine Bewerbungen für Richterstellen jahrelang erfolglos.
Der Hildesheimer Landgerichtspräsident von Detten lehnte diese aufgrund seiner antisemitischen Ressentiments ab: „Bei den hier herrschenden Umständen kann ich die Ernennung nicht befürworten wegen der Religion des Bewerbers. Seine gesellschaftliche Stellung würde hier eine schiefe sein und das Ansehen des Gerichts schädigen.“
Auch seine Verlobung mit der jüdischen Bankierstochter Lilli Dux wurde ihm negativ ausgelegt.
1920 wurde Katzenstein mit 42 Jahren zum Richter am Oberlandesgericht Celle berufen und 1929 erfolgte die Ernennung zum Senatspräsidenten. Er war nun „höchster Richter jüdischen Glaubens in der Provinz Hannover“.
Unter den Nationalsozialisten trat am 7. April 1933 das Gesetz zur Wiederherstellung des Beamtentums in Kraft. Zweck des Gesetzes war die schrittweise Entfernung kommunistischer, sozialdemokratischer und jüdischer Beamte und Angestellte aus dem Staatsdienst.
Der Präsident des Oberlandesgerichts und NSDAP Mitglied Adolf von Garßen trieb die Entlassungen politischer und jüdischer Mitarbeiter aktiv voran. Obwohl Dr. Katzenstein als „Altbeamter“ seine Stellung hätte behalten können, wurde er vom preußischen Justizminister am 20. Juni 1933 ans Amtsgericht Harburg-Wilhelmsburg versetzt.
Seinen Dienst konnte er aber nur einen Tag ausüben. Vor seinem Haus wurden er und seine Familie von einer Menschenmenge bedroht. Sein Gesuch Polizeischutz für seinen Dienstweg zu erhalten, wurde abgelehnt, stattdessen wurde er angewiesen, sein Haus nicht mehr zu verlassen. Mit Wirkung zum 1. Februar 1934 wurde Katzenstein aus „rassischen“ und politischen Gründen im Oktober 1933 in den Ruhestand versetzt. Als Demokrat war Katzenstein Mitglied der National-Liberalen und Deutschen Volkspartei als auch des Republikanischen Richterbundes.
Die Familie Katzenstein zog zunächst nach Berlin. Nachdem die vier Kind
Text: Stadtarchiv Celle