Stolpersteine für Anna Hess, Martha Enoch, Elise Rheinhold - Bahnhofstraße 7
Anna Hess, geb. Daniel
Jahrgang 1855
verstorben 28.09.1943 in Theresienstadt
Martha Enoch, geb. Daniel
Jahrgang 1856
30.01.1941 Selbstmord in Hamburg
Elise Rheinhold, geb. Daniel
Jahrgang 1865
verstorben 23.08.1942 in Theresienstadt
Anna (geb. 27.5.1855), Martha (geb. 7.7.1856) und Elise (30.7.1865) waren Töchter des Kaufmanns und Bankiers Philipp Daniel und seiner Frau Elise, geb. Meyer. Sie hatten einen Bruder, Eugen (geb. 22.10.1858).
Die alteingesessene jüdische Familie Daniel lebte seit Ende des 17. Jahrhunderts in Celle. Philipp Daniel führte ein Geld-, Wechsel- und Bankgeschäft. Die Familie lebte zunächst in der Zöllnerstraße, erwarb dann das Haus Bahnhofstraße 7. Philipp Daniel verstarb 1899, seine Frau zog deshalb nach Hannover. Sie starb dort 1902. Beide wurden auf dem Jüdischen Friedhof in Celle beerdigt, die Grabsteine sind heute noch erhalten.
Anna heiratete am 5. Juni 1883 vor dem Celler Standesamt und einen Tag später in der Celler Synagoge den aus Hamburg stammenden Joseph Hess aus Hamburg. Dort lebten sie auch. Über Anna Hess' Leben ist wenig bekannt, lediglich dass sie vor ihrer Deportation nach Theresienstadt in einem Hamburger „Judenhaus“, dem früheren Jüdischen Gemeindehaus in der Beneckestraße 6, leben musste. Von dort aus wurde sie 1943 im Alter von 88 Jahren nach Theresienstadt deportiert. Sie starb noch im selben Jahr, am 28. September 1943, vermutlich an Unterernährung und Erschöpfung. Auf Befehl der SS wurde, um Spuren zu vernichten, die Asche von 20.000 Toten Theresienstadts in den Fluss Eger geschüttet.
Martha heiratete ebenfalls nach Hamburg: Sie und Leopold Enoch wurden am 19. August 1888 getraut. Die einzige Information, die über Martha Enoch überliefert ist, ist, dass sie am 30. Januar 1942 Selbstmord beging. Über die Umstände, die dazu führten, kann nur spekuliert werden, plausibel erscheint aber, dass sie den stetig wachsenden Verfolgungsdruck nicht aushalten konnte.
Elise heiratete am 7. Februar 1886 den Kaufmann Otto Rheinhold. Ihr einziges Kind, der Sohn Paul, fiel im Ersten Weltkrieg. Nachdem Otto Rheinhold 1937 starb, ging Elise nach Hannover. Hier wurde sie im September 1941 in das „Judenhaus“, Ohestraße 9, gebracht. Hier lebten bis zu 200 Menschen auf engstem Raum. Nach der Räumung des „Judenhauses“ kam Elise wahrscheinlich in die zu einer Sammelstelle umgewandelte ehemalige Israelitische Gartenbauschule Ahlem. Wie ihre älteste Schwester Anna wurde auch Elise nach Theresienstadt deportiert. Nach vier Wochen verstarb sie hier am 23. August 1942 im Alter von 77 Jahren. Eine Inschrift auf der Familiengrabstelle von Otto Rheinhold auf dem Stöckener Friedhof und ihr Name auf dem Mahnmal für die ermordeten Juden Hannovers erinnern an sie.