Kurprinzessin Sophie Dorothea (1666–1726)
Eine aus politischem Kalkül arrangierte Ehe, der Verlust des Geliebten und lebenslange Verbannung - das sind die drei großen Dramen im Leben von Sophie Dorothea, einziges Kind des letzten Celler Herzogspaares Georg Wilhelm und Élénore d'Olbreuse. Die Celler Prinzessin galt in der Barockzeit als eine der hübschesten Heiratskandidatinnen im Lande - und war eine der besten Partien Europas. Der junge Adel stand vor dem Schloss Schlange. Doch ein Brauttausch, den ihr Vater Herzog Georg Wilhelm und ihr Onkel, der hannoversche Kurfürst Ernst August, Jahre zuvor ausgehandelt hatten, zwang sie in eine unglückliche Ehe mit ihrem Cousin Georg Ludwig, der später als Georg I. den englischen Thron besteigen sollte. Die junge Prinzessin indes fügte sich in ihr Schicksal - eine Heirat, welche dem Haus Hannover nach Ableben ihres Vaters die Besitztümer in Celle zusicherte.
Sophie Dorothea gebar ihrem Mann nach wenigen Jahren pflichtgemäß zwei Kinder, darunter den Thronfolger, und verliebte sich bald darauf in Philipp Christoph Graf von Königsmarck, ein Offizier in Diensten des hannoverschen Fürsten. Nach zwei Jahren Heimlichkeiten planten die Liebenden die Flucht, die jedoch verhindert wurde. Den Grafen brachte man um, er gilt offiziell bis heute als verschollen. Sein Verschwinden gibt noch immer ungelöste Rätsel auf. Sophie Dorothea wurde in einem entwürdigenden Scheidungsverfahren allein schuldhaft geschieden. Der Schuldspruch lautete: Verbannung. Exmann Georg Ludwig zog ihr gesamtes Vermögen ein, ihr Name wurde aus allen offiziellen Dokumenten entfernt, ihre Titel aberkannt. Fortan lebte sie streng inhaftiert in Ahlden – einem eher etwas eilig rausgeputzten Fachwerkbau, denn einem repräsentativen Schloss gleich und sehr einsam gelegen – rund um die Uhr bewacht. Ihre Post wurde kontrolliert. Ausflüge waren ihr nur bis zwei Kilometer Entfernung erlaubt. Gelegentlich durfte sie ihre Mutter empfangen. Doch ihre Kinder Sophie Dorothea und Georg August, zum Zeitpunkt ihrer Scheidung erst sieben und elf Jahre alt, durfte sie nie wiedersehen.
Sophie Dorothea, die verbannte „Prinzessin von Ahlden“, wie sie später genannt wurde, lebte noch 32 Jahre lang und starb am 13. November 1726. Um ihr Begräbnis gab es viel Gerangel: Ihre letzte Ruhestätte fand sie erst im Mai 1727 – heimlich und des Nachts wurde sie, wie auch ihre Mutter, in der welfischen Gruft in Celle bestattet.