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Sanierung der‌ Brei‌ten Straße

Zukunftsweisend und klimafreundlich

Die Breite Straße in Celle ist bereits seit Jahren stark sanierungsbedürftig. Davon zeugen auf den ersten Blick nicht nur Straßenschäden, Schlaglöcher und große Wasserflächen, die nach Regenfällen zurückbleiben. Auch der Untergrund mit seinem über 100 Jahre alten Kanalsystem bedarf einer Generalüberholung. Sowohl Ver- als auch Entsorgungsleitungen sind verzweigt, verlaufen auf unterschiedlichen Ebenen und sind stark durch Wurzeln beeinträchtigt und dementsprechend schadhaft. So mancher Anwohner ist davon unmittelbar betroffen, wenn infolge das Wasser nicht durch den Kanal fließt, sondern stattdessen in den Keller eindringt. Zusätzlich beschädigen Wurzeln bereits die Bausubstanz einiger Häuser. So ist die Sanierung und damit eine moderne, funktionierende Infrastruktur nicht zuletzt auch für die Menschen, die entlang der Breiten Straße wohnen, zwingend notwendig.

Historischer Baumbestand ohne Entwicklungsperspektive

Doch die groß angelegte Sanierung ist kompliziert. Das liegt auch an dem historischen Baumbestand von 64 Sommerlinden. Ein Fachgutachten des Sachverständigenbüros für Urbane Vegetation, Bochum, weist die Vitalität der Bäume als mindestens unterdurchschnittlich aus. Demnach zeigen die Linden in Teilen Anzeichen einer deutlichen Vergreisung, sind entsprechend im Wachstum gestört, weisen Totholz auf und haben keine Entwicklungsperspektive. Ursächlich sind, so sagt es auch das Gutachten, unter anderem die Versiegelung der Standorte, der Eintrag von Tausalzen in den Wurzelraum sowie Bodenverdichtung durch stetiges Befahren und die immer länger ausbleibenden Niederschläge.

Eine Sanierung unter Erhalt des bisherigen Baumbestandes würde diesen darüber hinaus noch weiter schädigen. Die massiven Erdarbeiten greifen – selbst bei allergrößer Vorsicht - noch weiter in die ohnehin nicht mehr anpassungsfähigen Wurzelsysteme ein. Das wirkt sich auf Standfestigkeit und Vitalität aus. Folge: Die Bäume könnten mittelfristig nicht erhalten werden und müssten im Nachhinein – und dann in einer frisch sanierten Straße – unter großem Aufwand nach und nach ausgetauscht werden.

Alleecharakter & CO2-Bilanz

Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz ist den vorgelegten Gutachten und Expertisen gefolgt und hat die Genehmigung zum Fällen der Linden in der Breiten Straße erteilt. Diese Maßnahme wird nun umgesetzt. 54 Linden werden entsprechend gefällt. Für jeden dieser Bäume werden drei neue, vitale gepflanzt, zudem bleiben 10 der Bestandslinden erhalten. Dazu hat sich die Stadtverwaltung mit der Oberen Denkmalschutzbehörde in Hannover ins Benehmen gesetzt. Es besteht Einvernehmen, dass somit der prägende, denkmalgeschützte Alleecharakter der Straße erhalten bleibt. Durch die Neuanpflanzungen wird auch die CO2-Bilanz langfristig um ein Vielfaches verbessert.

Das „Schwammstadtprinzip“

Bei der Sanierung kommt in der Breiten Straße das zukunftsfähige Schwammstadtprinzip zum Tragen. Dieses gilt in Fachkreisen als Vorreitertechnologie im Umgang mit Starkregenereignissen und zur Bereitstellung von Oberflächenwasser für städtisches Grün. Gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Hochwasser-Katastrophe, gewinnt dieses Verfahren noch an Bedeutung. Hier wird das Regenwasser dezentral versickert und den Bäumen zur Verfügung gestellt. Die Baum- und Wurzelgruben werden unterirdisch mit einen zusammenhängenden Regen- und Belüftungssystem verbunden. Das überschüssige Wasser, das diese nicht aufnehmen, wird der weiteren Versickerung zugeführt. Das Verfahren sichert die Resilienz und Vitalität der neuen Allee. Das städtische Streusalzverbot tut sein Übriges, um die Lebensdauer zu erhalten bei. Sollten die Bäume stehen bleiben, ist die Umsetzung des Schwammstadt-Konzeptes nicht möglich.

Moderne Infrastruktur & nachhaltige Lösungen

Dass die Stadt Celle alles tut, um ihre historisch gewachsenen Bäume und Alleen nach Möglichkeit zu erhalten, zeigte sich auch im Rahmen der aktuellen Hochwasserschutzmaßnahmen. Als zur Sicherung des Osterdeichs im Raum stand, im Notfall 100 Kastanien zu fällen, um ein anliegendes Wohngebiet vor Überflutung zu schützen, stieß das auf Zuspruch in der Bevölkerung. Glücklicherweise kam diese Maßnahme nicht zum Tragen, die Kastanien blieben erhalten. Hingegen ist der Erhalt des Baumbestandes in der Breiten Straße nicht zukunftsträchtig. Zukunftsweisend und klimafreundlich ist hingegen die geplante Sanierung unter Anwendung des Schwammstadtprinzips. Anlieger und Bürger bekommen eine moderne Infrastruktur unter nicht minder modernen, nachhaltigen Lösungen für die auch künftig dort angelegte Baumallee.

Weitere Informationen zu Konzeption, Zielsetzungen, Vorplanung, Präsentation und einen Variantenvergleich finden Sie unter: https://stadtsanierung-celle.de

22.01.2024