Stolpersteine für Familie Katzenstein - Richard-Katzenstein-Straße (OLG)
Hanna Katzenstein
Jahrgang 1913
1933 Flucht in die Schweiz
Hans Katzenstein
Jahrgang 1917
1934 Flucht nach Palästina
Ilse Katzenstein
Jahrgang 1914
Flucht nach Frankreich/Palästina
Lili Katzenstein, geb. Dux
Jahrgang 1877
1934 Flucht nach Palästina
Dr. Richard Katzenstein
Jahrgang 1878
1934 Flucht nach Palästina
Viktor Katzenstein
Jahrgang 1917
1934 Flucht nach Palästina
Dr. Richard Katzenstein (17.12.1878 – 1942) war Senatspräsident am Oberlandesgericht Celle. Als Jude fiel er unter den „Arierparagraphen“ des im April 1933 in Kraft getretenen „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“. Da er als „Altbeamter“ galt, wurde er aber nicht unmittelbar aus dem Dienst entfernt, sondern degradiert und das Amtsgericht Harburg-Wilhelmsburg versetzt. Katzenstein zog mit seiner Frau Lili (geb. Dux, 2.1.1887) und den Zwillingen Hans und Viktor (geb. 1917) um und trat am 6. Oktober sein Amt an, das er aber nur einen Tag lang ausübte: Eine Menschenmenge hatte sich vor seinem Haus eingefunden und bedrohte die Familie, woraufhin Katzenstein Polizeischutz wünschte. Dieser wurde ihm aber verwehrt, und er wurde stattdessen angewiesen, das Haus nicht mehr zu verlassen. Im Februar 1934 erfolgte seine Versetzung in den Ruhestand. Die Familie zog dann nach Berlin, wo Richard Katzensteins Schwester lebte. Hans und Viktor emigrierten im Oktober 1934 mit einer Jugendorganisation nach Palästina. Die Eltern konnten ihnen Ende des Monats folgen. Richard Katzenstein starb am 20. Oktober 1942 in Jerusalem.7
Die beiden Töchter der Katzensteins, Hanna (geb. 1913) und Ilse (geb. 1914), hatten zunächst Celle und dann Deutschland verlassen: Hanna ging 1933 nach dem Abitur an der Kaiserin Auguste-Viktoria-Schule zunächst zum Studieren nach Berlin, wechselte aber bereits im April 1933 in die Schweiz. Ilse verließ mit 16 Jahren die gleiche Schule und ging an die „Staatlich-Städtischen Kunstgewerbeschule“ in Hannover. 1932 ging sie nach Berlin an das Bauhaus Mies van der Rohe. Dort gab es Anfang 1933 Übergriffe auf die Schüler und Ilse wurde für mehrere Wochen in einem Barackenlager interniert. Sie konnte nach Paris fliehen und über mehrere Zwischenstationen schließlich nach Palästina auswandern.